Der Weihnachtsmann im Praxistest

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Ein weiteres Jahr neigt sich dem Ende und das Weihnachtsfest rückt näher. Wir nehmen das einmal zum Anlass, den wohl weltbesten und auch bekanntesten Logistiker der Erde und seine Arbeit ein wenig näher zu betrachten: den Weihnachtsmann.

Wie sich herausstellen wird, ist dieser ältere bärtige Herr was Produktivität und Effizienz angeht unübertroffen und jedes Logistikunternehmen würde sich glücklich schätzen, ihn als Mitarbeiter zu haben. Wir haben recherchiert und uns mit dem sagenumwobenen Nordpolbewohner näher beschäftigt. Der in rot und weiß gewandete Paketzustellspezialist tritt weltweit unter verschiedenen Namen auf, wie z. B. Santa Claus, Father Christmas, Père Noel, Babbo Natale oder Joulupukki. Er wird zwar regional von einem kleinen Team von Mitarbeitern wie dem Christkind, dem Julbock etc. unterstützt, allerdings kann es auch sein, dass der Weihnachtsmann durch gestaltenwandlerische Fähigkeiten selbst in diese Rollen schlüpft und es sich um ein und dieselbe Person handelt. Ob mit oder ohne Unterstützung, seine Arbeit ist beeindruckend, wirft allerdings auch Fragen auf.

361 Tage Beschaffungslogistik - 4 Tage Zustellung

Werfen wir zunächst einen Blick auf seine Arbeitszeiten. Hier müssen wir überrascht feststellen, dass die Anzahl seiner Arbeitstage recht überschaubar ist. Pro Jahr wird er lediglich im Dezember bzw. Januar tätig, genauer gesagt in der Zeit vom 24. auf den 25. Dezember, sowie in einigen Ländern am 6. und 7. Januar. „Na, das ist ein Leben!“ wird hier der ein oder andere anmerken wollen, doch, wie auch bei Lehrern, handelt es sich hierbei lediglich um die „sichtbare“ Arbeitszeit. Die Vorbereitung, in diesem Falle insbesondere die Beschaffungslogistik, geschieht im Verborgenen und wird auch von dem rüstigen Herrn in rot-weiß durchgeführt. Der Rest des Jahres besteht also mitnichten aus Freizeit, sondern aus Verwaltungsarbeiten, Recherchetätigkeiten etc.

Doch widmen wir uns nun den für uns alle erkennbaren Tätigkeiten des Weihnachtsmannes. Wir werden hier ein wenig Mathematik zu Hilfe nehmen, um das eindrucksvolle Pensum näher zu beleuchten. Father Christmas ist der Leib- und Magenspediteur der Christen auf der Erde und erfährt ob seiner tadellosen Arbeit auch zunehmend in Ländern ohne christlichen Hintergrund, wie z. B. Japan, Korea etc. Zuspruch und kann dort Kundengewinne verzeichnen. Um einen ungefähren Überblick über die Zahl der Zustellungen zu bekommen, müssen wir nun ein bisschen rechnen. Nehmen wir an, weltweit gibt es zwei Milliarden Kinder unter 18 Jahren. Da der Weihnachtsmann in erster Linie Kinder in christlichen Haushalten beliefert, reduziert sich die Zahl, sagen wir, auf 15 Prozent und somit 300 Millionen Kinder. Rund um die Welt nehmen wir weiter an, dass in jeder Familie drei Kinder leben (entspricht nicht der Realität in Deutschland, aber das ist ein anderes Thema). Somit muss der liebe Weihnachtsmann 100 Millionen Haushalte beliefern, wenn in jedem Haushalt mindestens ein braves Kind lebt, was wir doch hoffen wollen.

 
Strahlende Kinderaugen - jedes Jahr aufs neue der verdiente Lohn für die Mühen des Weihnachtsmanns.

Das Zahlenspiel geht noch weiter. Wenn der bärtige Wohltäter, nachdem die Kinder um 20 Uhr schlafen gegangen sind, von Osten nach Westen Geschenke verteilt, hat er auf Grund der verschiedenen Zeitzonen 34 Stunden Zeit, um alle Geschenke bis zum Aufwachen der Kinder um sechs Uhr auszuliefern. Bei 100 Millionen Haushalten hat der gute alte Weihnachtsmann also pro Haushalt eine Tausendstelsekunde Zeit, um seinen Schlitten einzuparken, auszusteigen, den Schornstein herunterzuklettern, die Socken zu befüllen und die übrigen Geschenke zu verteilen, das für ihn bereitgestellte Essen zu genießen, den Schornstein wieder hinaufzuklettern, wieder einzusteigen und zum nächsten Haus zu fahren. Das ist schon einmal äußerst flott für einen Mann in seinem Alter.

Mit 1.250 Kilometer pro Sekunde um die Welt

Der Einfachheit halber nehmen wir an, dass die Haushalte gleichmäßig über die Erde verteilt sind und sich daher, bei angenommenen 30 Prozent Landmasse, die Haushalte rund 1,5 Kilometer voneinander entfernt befinden. In einer Nacht legt Santa Claus also circa 153 Millionen Kilometer zurück. Selbstverständlich ist dafür eine vernünftige Motorisierung des Schlittens nötig. An den Details der eingesetzten Technik wäre sicher so manches Unternehmen der Luft- und Raumfahrtindustrie interessiert. Der relativ unspektakulär wirkende Rentierschlitten des Weihnachtsmanns bringt es unseren Annahmen nach auf rund 1.250 Kilometer pro Sekunde, das entspricht ungefähr der 3.650-fachen Schallgeschwindigkeit! Davon können SpaceX, NASA und wie sie alle heißen nur träumen. Wie es der leidenschaftliche Bartträger vom Nordpol schafft, die Leistung seiner Rentiere derart zu steigern, ist bisher noch ungeklärt und ist wohl Teil der Magie des Weihnachtsfestes.

 
Rekordverdächtig: Santa Claus in seinem Schlitten.

Doch nicht nur die reine Geschwindigkeit des rot-weißen Paketdienstes ist beeindruckend. Widmen wir uns nun einmal der Beladung des Schlittens. Nach unseren Informationen bekommt jedes Kind Geschenke mit einem Gesamtgewicht von circa einem Kilogramm. Der Schlitten hat also eine Zuladung von 300.000 Tonnen, den als wohlgenährt bekannten Weihnachtsmann nicht eingerechnet. Ein Standard-Rentier wiegt bis zu 300 Kilogramm und ist in der Lage, 175 Kilogramm zu ziehen. Bei fliegenden Rentieren wird angenommen, dass sie das Zehnfache, also 1.750 Kilogramm ziehen können. Um den Schlitten zu ziehen, müssten also eigentlich rund 171.430 fliegende Rentiere eingesetzt werden. Das erhöht natürlich auch das Gesamtgewicht des fliegenden Gespanns auf insgesamt 325.715 Tonnen (bei 150 Kilogramm pro Rentier). Zum Vergleich: Das einstmals größte Kreuzfahrtschiff der Welt, die „Oasis of the Seas“ wiegt „nur“ 222.900 Tonnen.

Abschließend kommt nun die Physik ins Spiel. Bei einer Geschwindigkeit von 1.250 Kilometern pro Sekunde erzeugen die 325.715 Tonnen einen stattlichen Luftwiderstand. Dank unserer Erdatmosphäre wird der Schlitten inklusive Rentieren und Weihnachtsmann, ähnlich einem Raumschiff, das aus dem All in die Atmosphäre eintritt, aufgeheizt. Santa Claus scheint also über einen extrem effektiven Hitzeschild zu verfügen, denn ansonsten würde es seine treuen Rentiere und ihn mitsamt Schlitten pulverisieren. Schon bei der Beschleunigung auf die Endgeschwindigkeit, die angesichts des minimalen Zeitfensters pro Zustellung von einer Tausendstelsekunde mehr oder weniger sofort erreicht werden würde, würde es den gut gelaunten Weihnachtsmann mit einem Tausendfachen der Erdanziehung in den Sitz seines Schlitten nageln. Trotz seines stabilen Körperbaus wäre das höchstwahrscheinlich mit unangenehmen Verletzungen und zeitweiliger Bewusstlosigkeit verbunden. Beim Bremsmanöver gilt Ähnliches in umgekehrter Richtung.

Wir sehen also, so schön der Job in der Theorie auch klingt, kann es doch recht stressig werden. Für jeden Logistiker sollte der Weihnachtsmann allerdings ein leuchtendes Vorbild sein und wir sollten versuchen, ihm in Sachen Zuverlässigkeit nachzueifern. Für einen Normalsterblichen ist das Erreichen dieser Produktivitätswerte allerdings wohl schlicht unmöglich. Santa Claus verfügt scheinbar doch über besondere Fähigkeiten, die den Zauber des Weihnachtsfests ausmachen. Diesen Zauber und Geist Weihnachtens sollten wir alle am Weihnachtsabend aufnehmen und dem alten Herrn mit dem rot-weißen Kostüm vielleicht eine extra Portion auf den Kaminsims stellen, damit er auch in den nächsten Jahren seine Arbeit so zuverlässig verrichtet. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen allen ein frohes Weihnachtsfest und einen gesunden Start ins neue Jahr!

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